Metastasierter Brustkrebs – Die neue (Chemo)Therapie

Mein Brustkrebs ist nicht mehr nur noch in der Brust, sondern im gesamten Körper verteilt. Um genauer zu sein: er oder sie ist in meinen Knochen. Seit Juli 2018 habe ich aufgrund dessen eine neue Therapie begonnen.

Die neue Therapie beinhaltet alle vier Wochen vier Spritzen sowie täglich eine Tablette die mein Immunsystem runterdrückt. Dass diese Tabletten Chemotabletten sind war mir bis vor kurzem nicht bewusst. Woher auch, denn die Ärzte sagten mir nur es wären Tabletten für Frauen nach den Wechseljahren die das Tumorwachstum bremsen. Keiner der Ärzte sprach jemals von Chemotabletten.

Als ich wieder auf meine Therapie wartete unterhielt ich mich mit einer der Patientinnen auf dem Flur. Sie erzählte mir von ihrer Therapie, von ihren Tabletten, von ihren Chemotabletten. Und irgendwie ähnelte diese Tablettentherapie meiner Tablettentherapie, nur dass ich ja keine Chemotabletten nahm. Ich war verblüfft wie ähnlich sich die Therapien waren, so dass ich zuhause erstmal Doktor Google anschmiss und mir nochmal die Gebrauchswanweisung der Tabletten Pablociclib Ibrance durchlas: „ZYTOSTATIKA“. Da stand es. Und ZYTOSTATIKA sind ja bekanntlich Chemotherapiemittel. Irgendwie brach in mir eine Welt zusammen. Ich war krank, ja, aber ich war wieder so krank, dass ich Chemomittel brauchte?

Ich setzte mich hin, schaute in die Ferne und guckte Luftlöcher in den blauen Himmel. „Also doch“, dachte ich mir, „ich bin also doch mal wieder ein richtiger Krebspatient…“ Vor mir liefen Bilder von totkranken Menschen ab, ohne Haare, dunkle Augenringe, wandelnd mit einem Tropf durch die Eingangshalle eines Krankenhauses. Der Tod stand mir auf der Stirn. Aber irgendwie sah nur ich diesen Stempel.

Ich konnte das Erlebte noch nicht in Worte fassen, also erzählte ich niemandem davon. Einer der Gründe war, dass ich nicht so bemitleidenswert angeschaut werden wollte. Vielleicht wollte ich es aber damals auch nicht hören, dass es Zytostatika waren. Vielleicht war es mein Selbstschutz vor einem Jahr.

Ich glaube dieser Selbstschutz ist wichtig, denn wenn ich mir jeden Tag bewusst machen würde, dass ich ein Krebspatient bin dessen Krebszellen nun im ganzen Körper herumschwirren, ich sozusagen ein Palliativpatient bin, dann könnte ich ehrlich gesagt gleich meine Koffer packen und mich auf die Reise zu meinen Großeltern begeben.

Die vier Wochen während den Therapien vergehen wie im Flug. „wow, schon wieder ein Monat rum!“ denke ich. Die Zeit vergeht viel zu schnell, die Tage sind zu kurz, ich oft zu müde, und dennoch möchte ich noch so viel erleben. Und dann halte ich inne und denke mir „aber ich habe schon so viel erlebt. Jetzt ist der Zeitpunkt nochmal alles richtig zu genießen.“

Die Meeresluft einzuatmen, das Meeresrauschen beim Einschlafen und Aufwachen zu hören, ins kalte Meereswasser zu springen, mit meinem Stand Up Paddle (SUP) die Wellen der Meere zu bereisen. Das sind die Dinge die mich glücklich machen und mich vergessen lassen, dass ich immer noch ein Krebspatient bin.

An Tagen meiner Therapie bin ich platt und fühle mich wie ein bekifftes Eichhörnchen. Am nächsten Tag bin ich liebesbedürftig und will nicht all zu viel machen. Mein Körper fühlt sich an als würden die Hormone die mir gerade entzogen werden Achterbahn fahren. Auf und ab, auf und ab! Es nervt, da ich nicht weiß wo oben und unten ist. Jedes Mal reagiere ich anders auf die Therapie. Zum Glück ist die Therapie freitags. Ich weiß gar nicht wie ich sonst einen Arbeitstag auf dem Rollercoaster schaffen sollte! Ich würde mal unter, und mal auf dem Schreibtisch liegen und Kaffee benötigen, um mich wach zu halten.

An Tagen meiner Therapie bin ich platt und fühle mich wie ein bekifftes Eichhörnchen. Am nächsten Tag bin ich liebesbedürftig und will nicht all zu viel machen. Mein Körper fühlt sich an als würden die Hormone die mir gerade entzogen werden Achterbahn fahren. Auf und ab, auf und ab! Es nervt, da ich nicht weiß wo oben und unten ist. Jedes Mal reagiere ich anders auf die Therapie. Zum Glück ist die Therapie freitags. Ich weiß gar nicht wie ich sonst einen Arbeitstag auf dem Rollercoaster schaffen sollte! Ich würde mal unter, und mal auf dem Schreibtisch liegen und Kaffee benötigen, um mich wach zu halten.

In der Anfangszeit der neuen Therapie war mein Immunsystem so angeschlagen, dass ich grippeänhliche Symptome hatte, viel hustete und Schnupfen hatte. Die Gliederschmerzen gab es gratis dazu.

Durch die Therapie habe ich auch Kopfschmerzen bekommen. Diese kommen alle drei bis vier Monate zum Vorschein. Zuerst wunderte ich mich was das sei, vielleicht unter dem ganzen Stress entstanden? Die Kopfschmerzen sitzen vorne an der Stirn, drücken total auf die Augen, so dass ich mir nichts mehr angucken kann. Ich gehe mittlerweile ins Bett, mache die Jalousien zu, achte darauf, dass nirgends Geräusche zu hören sind und nehme eine Tablette Ibuprofen oder Dolormin. An manchen Tagen klappt es, dass es mir besser geht, an manchen muss ich mich mehrmals übergeben und schlafe dann totmüde ein.

Auch meine Haut leidet sehr unter dieser Therapie. Sie ist trocken und juckt manchmal. Wenn ich mich nicht sofort eincreme, schuppt sie richtig. Abwaschen kann ich mit dieser Haut vergessen. Nach vielem Ausprobieren von derartigen Cremes habe ich nun eine gefunden die super für meinen Körper ist. CeraVe feuchtigkeitspendende Körperlotion. Diese Bodylotion macht meine Haut wieder geschmeidig und hält lange an. Trotzdessen sie sehr reichhaltig ist, sieht sie nicht fettig aus. Zwischendurch nehme ich auch noch Kokosöl für mein Gesicht. Denn auch da zeigen sich hier und da trockene Stellen.

Das Leben ist immer wieder ein Lernprozess. Ich muss mich immer wieder auf Situationen neu einstellen und schauen, dass es mir gut geht. Auch bei dieser Therapie die eine Herausforderung für mich jeden Tag ist. Damit die Therapie nicht so negativ klingt, belohne ich mich nach den vier Spritzen in meinen Körper mit etwas leckerem. Entweder ein Kaffee inklusive Franzbrötchen oder einer Mittagsmahlzeit.

4 Antworten auf “Metastasierter Brustkrebs – Die neue (Chemo)Therapie”

  1. Ich schicke dir alle Kraft die ich habe, genieße weiterhin das Leben in vollsten Zügen, du bist eine ganze starke Persönlichkeit – Mama wacht da oben noch immer über dich! :-*

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    1. dank dir meine Liebe, ich habe gestern und heute so viel von deiner Mama erzählt. „wenn es uns schlecht geht, dann denken wir über Walter nach und dann haben wir was zu lachen…“ 😀 sie bleibt für immer in meinem Herzen ❤

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  2. es kann das Leben wirklich leichter machen, wenn man nicht alles weiss. War bei mir ja ähnlich – hätte ich gewusst, was Lymphknoten sind und warum man diese untersuchen wird – ich wäre noch tiefer gefallen. Mach weiter wie bisher, vergiss das Wort Chemo – Du strahlst immer so beim sporten, das hilft doch viel mehr! 😘

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