In einer Welt, die von ständiger Veränderung und Termindruck geprägt ist, vergessen wir oft, den Moment zu genießen. Wir denken an die Vergangenheit, an Fehler oder verpasste Chancen, oder wir machen uns Sorgen um die Zukunft, die noch ungewiss ist. Doch es gibt eine einfache Wahrheit, die viele von uns in ihrem hektischen Alltag übersehen: Der wahre Wert des Lebens liegt im Moment, in dem wir gerade sind.
Oft werde ich dafür belächelt, dass ich bewusst lebe, versuche im Hier&Jetzt zu leben. Oder eher gesagt es oft tue. Einfach aufs Meer schauen, die Natur beobachten, eine Umarmung lange genießen und dabei tief einatmen. All das sind Dinge die wir in unserem Alltag vergessen, sie eventuell auch klein reden, denn materiell gesehen bringen uns diese Dinge ja nichts. Doch es kommt nicht auf den materiellen Wert an, sondern auf eine innere Zufriedenheit, auf die Glücksmomente an die wir uns gerne am Ende unseres Lebens zurückerinnern. Es ist schön, heutzutage Herzchen 🥰 im online Bereich zu verteilen, aber umso schöner ist es doch, gemeinsam Zeit zu verbringen, diese zu schätzen und zu genießen. Denn dieser eine Moment, der kommt nicht mehr, auch wenn wir mit der gleichen Person am gleichen Ort sein sollten. Warum es so wichtig ist, im Hier und Jetzt zu leben, erfährst du in diesen sieben Gründen.
1. Weniger Stress und Sorgen
Wenn wir uns zu sehr auf die Vergangenheit oder Zukunft konzentrieren, verlieren wir uns in Sorgen, die uns ängstigen und stressen. Im Moment zu leben bedeutet, unsere Gedanken zu beruhigen und uns auf das zu fokussieren, was wirklich zählt: den gegenwärtigen Augenblick. Zahlreiche wissenschaftliche Studien zeigen, dass Achtsamkeit den Stresspegel senken kann, da wir weniger in unseren Gedanken festhängen und mehr auf das hören, was uns wirklich umgibt. Wir merken, dass viele unserer Ängste und Sorgen nicht im Hier und Jetzt existieren.
Es ist wichtig, den aktuellen IST-Zustand anzuerkennen, denn allzu oft ertappe ich mich auch dabei, wie ich Angst vor der Zukunft habe, wenn mal wieder die Therapie versagt. Wie ich aber auch in der Vergangenheit oft grübele, nur um zu verstehen, warum ich so bin wie ich bin. Letztendlich sind Gedanken wie Wolken die wir von links nach rechts oder umgedreht schieben können. Es liegt an uns selbst, wie viele Ängste und Sorgen wir zulassen. Es hilft ganz gut, sich in dieser Situation zu fragen wo ich mich gerade befinde, wie das Wetter ist und wie ich mich fühle im Moment.
2. Mehr Dankbarkeit für das, was ist
Wenn wir ständig in Gedanken um die Zukunft oder Vergangenheit verstrickt sind, übersehen wir oft das Gute, das direkt vor uns liegt. Der Moment bietet eine einzigartige Chance, die kleinen Dinge zu schätzen – das Lächeln eines Fremden, das Gefühl von frischer Luft auf der Haut oder ein schöner Sonnenuntergang. Jeden Tag innezuhalten und Dankbarkeit zu empfinden, stärkt das Gefühl der Zufriedenheit und lässt uns den Alltag mit anderen Augen sehen. Eine einfache Übung, um mehr Dankbarkeit zu spüren, ist, jeden Abend drei Dinge aufzuschreiben, für die du an diesem Tag dankbar bist oder die einfach positiv gelaufen sind.

Erst Anfang des Jahres habe ich mir ein Tagebuch gekauft, komplett leer, nur Linien und auf dem Cover steht „Start somewhere“. Es tut gut, Gedanken darin festzuhalten, die oft keiner verstehen würde oder gar hören könnte. Ich schreibe nicht jeden Tag hinein, könnte es aber. Manchmal liege ich abends einfach im Bett und gehe durch den Tag und frage mich was an diesem Tag alles für schöne Sachen passiert sind. So habe ich das Gefühl, dass nicht nur schlechtes auf der Welt passiert, sondern auch viel Gutes. Und sich das klar zu machen ist sehr viel wert, tut gut und lässt mich mit einem schönen Gefühl einschlafen, denn ich erinnere mich gerne wieder daran.
3. Tiefergehende Beziehungen
Echte Verbindungen entstehen, wenn wir präsent und aufmerksam sind. Wenn wir mit anderen Menschen sprechen, aber gleichzeitig in Gedanken woanders sind, verpassen wir die wahre Tiefe des Gesprächs. Achtsames Zuhören – ohne Urteile oder Ablenkungen – fördert nicht nur das Verständnis, sondern lässt uns auch stärker mit unseren Mitmenschen verbunden fühlen. Indem wir im Moment sind, zeigen wir anderen, dass sie und ihre Worte für uns wichtig sind.
Wie oft habe ich früher an meinem Handy gehangen, aus Angst etwas zu verpassen. Und dabei selbst nicht gemerkt, wie ich den Moment verpasst habe, das Gespräch nicht aufmerksam verfolgt habe. Multitasking dachte ich wäre total in. Kein Wunder, dass ich viele Jahre als Projektmanager gearbeitet hatte und dachte ich könnte die Welt retten und verlor dabei mich selbst am meisten, indem ich ganz viel erreichen wollte. Und dennoch machte mir der Job wirklich Spaß. Aber dabei gibt es Multitasking gar nicht. Wir sind weniger produktiv und verlieren sehr viel Zeit dabei.
Heute ist das anders. Mein Handy nehme ich bei Verabredungen nicht in die Hand und auch alle Benachrichtigungen sind ausgeschalten. Ich muss erst aktiv in eine App hineingehen, um zu schauen, ob neue Nachrichten angekommen sind. Und auch meine Email App habe ich vom Handy verbannt. Emails lese ich nur über meinen Laptop und nehme mir ausführlich Zeit dafür, ohne mich ablenken zu lassen. Es ploppen keine Benachrichtigungen auf und das beruhigt mich ungemein. Nicht das Handy kontrolliert mich , sondern ich das Handy. Oder es ist mir mittlerweile egal geworden wie vieles woran ich früher glaubte es sei wichtig. Doch das was am wichtigsten ist, sind die Momente an die wir uns später, am Ende unseres Lebens erinnern werden. Wie mein erster Job auf dem Erdbeerfeld meiner Großeltern oder wie ich mit meinem Opa gemeinsam auf den Schweinen auf dem Feld ritt. Dabei schmunzle ich, denn es war eine wundervolle Zeit und Schweine sind wundervolle Tiere mit ihren feuchten Stupsnasen. „Hat jemand SU gesehen?“ fragten sich alle als ich als Kind auf dem Bauernhof verschwand. Dabei lag ich bei den Ferkeln ganz friedlich im Stall, die kleinen Ferkel lagen auf mir drauf und über uns die Wärmelampe.
4. Stärkere Resilienz in Krisenzeiten
Das Leben stellt uns oft vor Herausforderungen, und es kann verlockend sein, sich von negativen Gedanken und Sorgen über die Zukunft überwältigen zu lassen. Doch im Moment zu leben gibt uns die nötige Stärke, um in schwierigen Zeiten ruhig und zentriert zu bleiben. Wenn wir uns auf das Hier und Jetzt konzentrieren, verlieren wir uns nicht in der Zukunft und können Schritt für Schritt mit den Herausforderungen umgehen. Auch wenn der Weg schwer ist, finden wir Wege, ihn mit einem klaren Geist zu gehen.

Am einfachsten ins Hier & Jetzt zu kommen, ist die Atmung. Wir können nur im jetzigen Moment atmen. Wenn wir uns nur auf die Atmung konzentrieren und dabei Atemtechniken anwenden, ist es einfacher von der Vergangenheit und Zukunft abzulassen. Klar mache ich mir in Krisenzeiten Gedanken wie es weitergehen wird, dennoch nimmt es mir viel mehr Kraft, wenn ich grübel und mir ein Horrorszenario ausdenke, anstatt diese Kraft in etwas zu stecken was für mich besser ist und mich in diesem Moment voran bringt. Und manchmal bringt es mich einfach nur voran, mir ein Kissen zu nehmen und dies auf das Bett mit aller Wut zu hauen und zu weinen und all das herauszulassen, was mich innerlich gerade belastet. Auch das gibt mir wieder einen klaren Geist und ich lerne selbst wie ich mit bestimmten Situationen umgehen kann. Dies gibt mir wieder Kontrolle über die Situation die mir sonst aus den Fingern geglitten wäre. Danach kann ich völlig frei die Situation neu bewerten.
5. Intensivere Lebensfreude
Die schönsten und wertvollsten Momente im Leben passieren nicht in der Zukunft – sie passieren genau jetzt. Wenn wir den Moment voll auskosten, können wir selbst in den einfachsten Dingen Freude finden: ein gutes Gespräch, das Lauschen der Natur oder das Genießen eines köstlichen Essens. Indem wir uns nicht mit Gedanken an das Morgen beschäftigen, können wir das Leben intensiver erleben. Es sind oft die kleinen, aber bedeutungsvollen Augenblicke, die uns wahre Freude bringen.

Mir wird oft nachgesagt, dass ich ein positiver Mensch bin, aber das war ich auch ohne Krebsdiagnose. Ich habe die Dinge immer positiv gesehen, obwohl ich so nicht aufgewachsen bin. Wir können uns dennoch jeden Tag für Momente entscheiden, die uns glücklich machen, oder für Momente die uns unglücklich machen. Auch, wenn traurige Dinge in unserem Leben passiert sind, so leben wir jeden Tag aufs Neue. Ich frage mich dann „Möchte ich auf ein Leben zurückblicken, dass ich in Groll und Trauer gelebt habe, oder möchte ich auf ein Leben zurückblicken, wo ich gelernt habe mit negativen Situationen umzugehen, und dennoch ein glückliches und zufriedenes Leben hatte?“ Denn sind wir mal ehrlich: wer möchte auf ein Leben zurückblicken und sagen „Das war alles Mist was passiert ist!“ Für eine negative Sache die uns widerfahren ist brauchen wir 5 positive Dinge die die negative Sache wieder wett machen. Also lohnt es sich immer wieder, das Gute im Leben zu sehen, um abends im Bett zu liegen oder ins Tagebuch 5 positive Dinge aufzuschreiben, die den Tag glücklich und zufrieden beenden lassen.
6. Klarere Entscheidungen treffen
Im Alltag werden wir ständig mit Entscheidungen konfrontiert, von denen viele in die Zukunft wirken. Doch im Moment zu leben bedeutet, Entscheidungen aus einem klaren und ruhigen Zustand heraus zu treffen. Wenn wir uns nicht von Ängsten oder dem Druck der Zukunft leiten lassen, sind wir besser in der Lage, rational und mit vollem Bewusstsein zu handeln. Achtsamkeit hilft, zu erkennen, was wirklich wichtig ist, und die richtige Wahl im Hier und Jetzt zu treffen.

Intuition und das Bauchgefühl sind zudem Begleiter die wir nicht außer acht lassen sollten. Indem wir Apps fragen oder uns bei Social Media berieseln lassen, vergessen wir oft, dass wir eine Intuition und ein Bauchgefühl eigentlich besitzen. Wenn ich draußen bin beim Gärtnern oder mal irgendwie wieder meine Seele baumeln lasse, ohne Druck dahinter zu verspüren, kommen mir die besten Gedanken. Oft reicht es auch nur aus, sich erstmal zurückzuziehen, in Ruhe über alles nachzudenken, ohne sich von Gefühlen leiten zu lassen. Denn sind wir mal ehrlich, wer reagiert nicht mal einfach so in Rage und möchte seinem Gegenüber das auch zeigen. Eine Nacht drüber geschlafen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Impulsiv zu reagieren mag vielleicht im ersten Moment ganz plausibel klingen, doch wenn wir die Gefühle einmal aus dem Spiel lassen, würde wir ganz anders reagieren. Viel klarer und mit besseren Argumenten in der Tasche. Meditieren hilft mir oft dabei. Mittlerweile ziehe ich mich an manchen Tagen bis zu 3x bewusst zurück, raus aus dem Alltag. Erstens, um alles erlebte zu verarbeiten (die Therapie mit Enhertu schlägt ganz schön auf den Kopf und die Psyche) und zweitens, um danach wieder frisch und mit klarem Verstand und Ruhe weiter den Tag zu genießen. Mal mit Musik, mal ohne. Mal im Liegen, mal im Sitzen.
7. Mehr Gelassenheit im Umgang mit Ungewissheit
Das Leben ist unvorhersehbar, und oft können wir die Zukunft nicht kontrollieren. Anstatt uns ständig Sorgen zu machen oder die Zukunft zu planen, schenkt uns das Leben im Moment mehr Gelassenheit. Wenn wir uns auf den aktuellen Augenblick konzentrieren, können wir das Gefühl der Ungewissheit annehmen und vertrauen, dass wir in der Lage sind, mit dem umzugehen, was kommt. Achtsamkeit lehrt uns, den Fluss des Lebens zu akzeptieren und zu wissen, dass wir, egal was passiert, mit dem richtigen Fokus reagieren können.
Erst letztens fragte mich eine Freundin, wie ich es hinbekomme die Angst wegzuschieben. Angst kann ich nicht wegschieben. Die Angst ist immer da und auch berechtigt, denn sie schützt uns in einigen Momenten. Aber Angst kann auch übermächtig werden. Des halb ist es so wichtig, einen Weg zu finden, wie wir mit Angst umgehen können. In Momenten der Angst frage ich mich bewusst, warum ich gerade Angst habe und was sie ausgelöst hat. Ich verharre auch nicht in der meist sitzenden Position, sondern stehe entweder auf und gehe hin und her oder schnappe mir meine Ukulele und spiele ein paar Stücke. Das beruhigt mich und bringt mich erstmal aus dem Gedankenkarussell raus.
Fazit
Das Leben im Moment ist eine der kraftvollsten Entscheidungen, die wir treffen können. Indem wir den Augenblick bewusst erleben, können wir Stress abbauen, mehr Dankbarkeit und positive Momente empfinden und unsere Beziehungen vertiefen. Wir gewinnen Klarheit für Entscheidungen und finden Gelassenheit, auch wenn die Zukunft ungewiss bleibt. Der Moment ist der einzige Ort, an dem wir wirklich leben – und genau hier liegt der wahre Wert unseres Lebens.
Nimm dir einen Moment, um innezuhalten und bewusst durchzuatmen. Versuche, noch heute etwas ganz im Hier und Jetzt zu erleben und zu schätzen.
Übung
Frage dich am Abend, welche 5 Dinge an deinem Tag gut gelaufen sind.
Und wenn du mehr zum Thema Atmung erfahren möchtest, dann hör doch mal in Nella’s Neuaufnahme auf. Silke von Breath Q berichtet hier von ihren Erfahrungen mit Atmung und was es mit ihr gemacht hat.
Krebs Insel
Kennst du schon die Krebs Insel in Neu Wulmstorf? Die Krebs-Insel in Neu Wulmstorf bietet einen offenen Treffpunkt für Menschen mit einer Krebserkrankung. Unabhängig von der spezifischen Krebsart ermöglicht die Gruppe Betroffenen den Austausch von Erfahrungen und gegenseitige Unterstützung in geschützter Atmosphäre. Gegründet wurde die Initiative von Jan, der selbst mit 37 Jahren die Diagnose Krebs erhielt und heute krebsfrei ist. Sein Anliegen ist es, kurze Wege für Betroffene zu schaffen und gemeinsam positive Energie zu gewinnen. Interessierte sind herzlich eingeladen, an den Treffen teilzunehmen, unabhängig vom Wohnort.


