Es sind diese Tage, an denen ich daran erinnert werde, dass ich krank bin.
Ich habe meinen Onkologen gewechselt, da mir mein alter nicht gepasst hat. Hat sich einfach nicht genügend um mich gekümmert, vergessen mich zu wiegen, mich nie wirklich gefragt wie es mir geht, wie ich die Chemo vertrage, wirkte oft genervt, etc. pp…
Nun bin ich bei einer Frau. Onkologin und Gynäkologin zugleich. Die hat’s drauf. Wirkt alles professionell dort. Einchecken, Bogen ausfüllen, Glas Wasser nehmen, Blutabnahmen, Blutdruck messen, wiegen, hinsetzen, den Ausblick genießen. Andere Krebspatientinnen sitzen dort. Ich erkenne sie gleich an der Perücke die sie tragen. Sie sind so täuschend echt, eine volle Haarpracht eben. Dann komme ich dran. Alles wird erfragt, meine Akte bleibt erstmal bei der Ärztin, sie will sich alles genauestens anschauen. Sie ist froh, dass ich nun bei ihr bin. Ich auch. Sie hat den totalen Durchblick. Dann oben freimachen, den rechten Arm kann ich noch nicht ganz hinter den Kopf machen, also nochmal Physiotherapie. Per Ultraschall wird die rechte und linke Brust sowie Niere und Leber gecheckt. Gott sei dank nix zu sehen. Das blöde Lymphwasser ist nicht weniger geworden, also Spritze rein in die rechte Brust, welche Brust überhaupt, ist ja eh nur noch Haut da. 40ml kommen raus. Anziehen, zurück auf den Stuhl. Rezepte über Rezepte, Tamoxifen, die Hormontherapie. Fängt gleich morgen an, jeden Tag eine Tablette. In 2 Wochen wieder hin zur Kontrolle, im Dezember den Port spülen. „Besteht ein Kinderwunsch?“ fragt sie mich. „ja“ antworte ich traurig. „Müssen wir sehen, unmöglich ist es nicht…“ Zum Abschluss eine Spritze in die Lende, legt meine Eierstöcke lahm, damit keine Hormone mehr produziert werden. Hormone lassen meinen Krebs wachsen.
Ich verlasse die Praxis, herausgerissen aus der Normalität, zurück zur Realität. „Du bist krank und wirst es für lange Zeit bleiben“
Die Tränen kullern die Wangen runter, das Auto läuft, ich stehe da und schaue auf die Wiese.