Total verstrahlt

Seit letzter Woche Freitag habe ich endlich die Strahlentherapie angefangen. Die erste Sitzung dauerte ca 30 Minuten. Meine alten 3 Kreuze in der Mitte meines Oberkörpers wurden mir entfernt, dafür aber ein megalanger Strich auf die rechte Brust, unter den linken und rechten Arm aufgemalt. „Frau Sommerfeld in Kabine 11, bitte“. Rein in die Kabine, Oberteil aus, Handtuch um den Oberkörper und dann geht die Tür nach innen auf. Durch einen Gang gehe ich in einen großen Raum wo ein Riesenapparat vor mir steht. Auf eine Liege kommt eine auf mich angepasste Plastikmatte, die dafür sorgt, dass ich kerzengerade und fest während der Therapie liege. Mein Handtuch kommt vorher noch rauf und ich dann da drüber. Arme hinter den Kopf, die linke Hand liegt in der rechten. Über mir an der Decke ist ein großes beleuchtetes Bild. Ich schaue auf einen grünen Wald, die Sonnenstrahlen blitzen von rechts unten durch die Blätter. Ich darf jetzt nur noch leicht ein- und ausatmen. Die Strahlen könnten sonst meine Lunge verletzen. Die Radiologin ruft nur noch „Es geht los!“ und verlässt den Raum. Ich bin jetzt ganz allein in diesem Raum. Dann bewegen sich über mir Stifte in dem Gerät, sie stellen sich auf die zu bestrahlende Stelle ein. Es sieht wie viele Bohrmaschinenaufsätze nebeneinander aus, deren Öffnung ein Rechteck ergeben. Die grüne Lampe leuchtet auf, dann die rote, mit der roten ertönt ein lautes Geräusch. So lange die rote Lampe leuchtet, höre ich das Geräusch. Zwischen 2 und 9 Sekunden leuchtet die rote Lampe. Dann dreht sich das mächtige Gerät über mir, verstellt die Bohrmaschinenstifte, dann die grüne Lampe, dann die rote, das Geräusch und es geht weiter. Die Einstellungen werden sechs Mal verändert, bei jeder ungeraden Bestrahlung bekomme ich eine Gummimatte auf den Oberkörper gelegt. So sollen sich die Strahlen besser verteilen. Von unten, oben, links und rechts werde ich bestrahlt. Runter von der Liege, rein in die Kabine, anziehen, ins Taxi und nach Hause.

Die Strahlentherapie schmerzt nicht, sie tut nicht weh. Manchmal habe ich ein kleines Stechen in der rechten Brust, aber nur ganz gering. Ich bemerke diese Therapie kaum. Am ersten Tag hatte ich nach der Bestrahlung leichte Atemprobleme, aber das ist auszuhalten. Einfacher als die Chemo ist das sowieso. Die war wortwörtlich zum „Kotzen“.

30x muss ich da jetzt hin, jeden Tag, außer am Wochenende. 9.30 muss ich da sein. So habe ich jetzt wenigstens einen Grund zum Aufstehen, eine Aufgabe. Ach ansonsten suche ich mir immer etwas. Was ich sonst noch so mache den lieben langen Tag? Vieles! Ich schreibe den Blog, suche  neue Rezepte, recherchiere über Krebs, erstelle und aktualisiere Websites von Freunden, häkel Mützen, gehe Skilanglaufen, snowboarden, fahre Rad, schaue Reportagen, schreibe Bewerbungen und Lebensläufe für Freunde. Ach mir fällt immer was ein. Und wenn’s mir schlecht geht, mache ich Sport. Tut gut, ist gegen Krebs, ist meine neue Lebensversicherung. Kostet nicht mal was. 😀

Die 3. Bestrahlung ist geschafft und ich auch. Mal schauen wie ich am Ende aussehe. Ob die Haut wirklich so verstrahlt ist wie viele sagen. Momentan darf da ja kein Wasser drauf, das ist übel, darf mich gar nicht mehr auf der rechten Seite waschen, mal gucken wie ich da unterm rechten Arm nach 6 Wochen rieche. LOL!

Die Strahlentherapie ist endlich da. Wie nannte mein Freund sie damals noch? Die Putzkolonne die alles blitzeblank macht. Nachdem die Chemo das russische Aufräumkommando war, das einfach alles auseinander genommen hatte. Schon witzig, aber irgendwie musste ich dem ganzen ja einen Namen geben.

Die Strahlentherapie tötet die Krebszellen ab, die können sich nicht mehr danach regenerieren. Die guten Zellen schon. 9 Monate später bin ich endlich hier angelangt. Ein Ende ist fast in Sicht.

Das einzige was mir nun noch passieren kann ist eine Lungenentzündung zu bekommen. Komme wohl öfters mal vor. Also aufpassen, nicht krank werden und beim kleinsten Husten Alarm geben.

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