1 Woche bin ich nun bei der Reha in der Rehabilitationsklinik Seebad Ahlbeck auf Usedom. So weit gefällt es mir ganz gut, das Wetter ist recht nett, nicht all zu heiß wie im Rest von Deutschland, perfekt zum Radeln. Jeden Tag habe ich Anwendungen, meine liebste ist „Bewegung in der Freizeit“. Da kann ich nämlich machen was ich will. Ansonsten gefällt mir die Wassergymnastik noch ganz gut und natürlich die Massage für meinen Nacken-Schulter-Rücken Bereich.

Einige haben auch Pilates, da hätte ich gern mitgemacht. Als ich meine polnische Ärztin darum bat, mich noch in den Pilates Kurs zu stecken sagte sie: „ Warum wollen sie denn noch was machen? Die meisten sind hier, weil sie an den Strand wollen.“ Ich bin aber nicht die meisten dachte ich mir. Bei der Schulter-Arm-Wassergymnastik war ich heute die einzige im Kurs. Also machten wir worauf ich Lust hatte. Dazu musste ich ein paar Handschuhe anziehen, die so aussahen als hätte ich Froschhände. Wie ein Reptil waren zwischen den Fingern Häute. Damit schob ich das Wasser vor mir her, hinter mich, klatschte im Wasser vor und hinter meinem Körper die Hände zusammen, schwamm vorwärts und rückwärts. Dann fragte mich die Trainerin, ob ich mal Rettungsschwimmerin war. Zu gerne hätte ich ja gesagt, aber ich war nur als Kind oft in Schwimmgruppen und war eine ziemliche Wasserratte. Schwimmen liebte ich seit ich denken kann. Da wir zu DDR-Zeiten viel an den Darß nach Prerow gefahren sind, musste ich schnell schwimmen lernen. In der Schule war ich dann eine von wenigen die schon schwimmen konnte. Das kam mir nun alles zugute und die Trainerin fragte mich, ob ich denn gern zum Aquafitness gehen würde. „Klar, sehr gern!“ Um Aquafitness jedoch machen zu dürfen muss die Bestrahlung mindestens 12 Wochen zurück liegen. Die Haut ist nach der Bestrahlung sehr sensibel und Chlor reizt da nur viel zu sehr. Während der Bestrahlung sollte natürlich auch kein Wasser an die Haut kommen. Solange es nur ein paar Tropfen sind, keine aggressive Seife dabei ist, dann ist das jedoch kein Problem.
Nach der Wassergymnastik zog ich mir meinen Bademantel über, schlüpfte in meine Schlappen und lief in diesem Aufzug runter zum Strand. Dann schmiss ich meinen Bademantel auf den Sand und flitzte schnurstracks ins Meer für eine kleine Abkühlung.
Der Strand hier ist so breit, da hat wirklich jeder Platz. Hier liegen die Urlauber nicht wie in Scharbeutz oder Timmendorf wie die Sardinen Handtuch an Handtuch. Viele der Klinikpatienten gehen hier zum Strand. Sei es zum Sonnenbaden oder zum Spazieren, oder sie sitzen einfach nur auf den für sie vorhergesehenen Bänke direkt an der Promenade und beglotzen andere.
Insgesamt muss ich sagen, dass die Anwendungen mit 20 Minuten sehr kurz sind. Sobald ich mich darauf eingelassen habe, ist es auch schon wieder vorbei. Die Ärzte gehen nicht gerade aktiv auf die Wünsche des Patienten ein und generell gibt es nicht viel Auswahl. Bei manchen Anwendungen frage ich mich was ich dort zu suchen habe. Zum Beispiel sitze ich mit Senioren auf einem Stuhl, vor mir ein Handtuch worauf meine Füße ein Wort auf das Handtuch schreiben müssen und am Ende müssen wir aus dem Handtuch mit den Füßen einen Apfelstrudel bastel. „Bitte?“ Ja genau das habe ich mir auch gedacht. Naja…

Es ist schon übel wie manche sich hier aufführen. Den meisten Senioren hier geht es gesundheitlich recht gut, auch der Hühnerclique an unserem Nachbarstisch. Sie denken sie wären hier in einem 5 Sterne Hotel und regen sich noch darüber auf, dass es zum Frühstück keinen Kuchen gibt und nachmittags kein Kaffee&Kuchen angeboten wird. Sehe ich mir jedoch die Patienten hier an, so stelle ich fest, dass die meisten von ihnen definitiv nichts davon mehr zusätzlich vertragen könnten. Täglich pflaume ich Patienten am Brotkorb an, weil sie mit den bloßen Händen sich ein Brötchen greifen, obwohl da steht „Bitte eine Brotzange benutzen“. Ich jedoch bekomme Zwischenmahlzeiten, weil die Ärzte Angst haben ich könne durch den ganzen Sport hier noch mehr an Gewicht verlieren und dann könnten keine geilen Hupen mehr bei mir gebastelt werden.
Das Personal ist auch nicht immer das netteste, einige von uns haben da schon schlechte Erfahrungen gemacht. Auch werden Patienten nicht immer gleich behandelt ganz nach dem Motto „Es muss erst ganz schlimm sein bis etwas passiert“. Meine psychologiche Betreuung hatte ich bis jetzt auch noch nicht, es steht auch nichts auf dem Plan. Meine Freundin musste es erst noch erwähnen bis sie es dann doch noch bekommen hat. Der Chefarzt der Onkologie, Herr Dr. Keppler, ist ein alter Hase auf seinem Gebiet, weiß viel, ist auch recht nett, wirkt aber manchmal als hätte er sehr sehr viel zu tun. Ich denke, dass mehr als 200 Patienten einfach zu viel für eine Reha-Klinik sind.
Es herrscht strengstes Alkohol- und Rauchverbot, woran sich aber nicht alle halten. Werden sie erwischt, können sie mit Sicherheit die Klinik sofort verlassen. Es gibt jedoch einen Raucherraum außerhalb der Klinik wo aber keine Fenster geöffnet werden und die Raucher dort kaum von außen zu erkennen sind durch den Rauch der dadrin ist.
Das Reha Programm geht von Montag bis Samstag, wobei am Samstag nur der halbe Tag etwas gemacht werden muss. Um Sportarten in der Feizeit machen zu dürfen, muss auf meinem Plan die jeweilige Sportart aufgelistet sein. Ansonsten darf ich es nicht machen. Ich darf eigentlich alles machen. Sogar Nordic Walking. Ganz ehrlich, diese Sportart ist so langweilig, ich musste selbst den Therapeuten fragen was das für einen Sinn macht. „Es ist wie Ski fahren,“ meinte er. „Toll, ich gehe aber nur snowboarden,“ antwortete ich zurück. Tja dumm gelaufen. Diese Art des Laufens ist mir zu blöd, so dass ich Dienstag Morgen um 7 einfach den Termin fürs Nordic Walking am Strand verpasst hatte. Das Bett war einfach viel zu gemütlich. Und weil ich die Nacht vorher nicht geschlafen hatte, konnte ich auch gar nicht aufstehen um diese frühe Uhrzeit. 😀
Am Wochenende haben wir uns Fahrräder ausgeliehen (Kosten in der Klinik für einen Tag 4,50€), mit denen wir dann nach Swinemünde / Polen gefahren sind. Dort gibt es wie früher einen Polenmarkt der megalang ist. Die Preise jedoch haben sich den deutschen Preisen angepasst. Die wissen schon, dass deutsche Urlauber gern dort einkaufen, besonders die Ossis. Wozu ich mich natürlich auch zähle, naja ich bin eher ein Wossi. Halb Westi, halb Ossi. Yoga gibt es hier auch, die Kosten muss man mit 12€ selbst tragen. Außerdem werden am Wochenende Ausflüge nach Rügen, Strahlsund, Polen angeboten. Im Dünentreff, einem kleinen Café gibt es Kaffee und Kuchen und kleine Souvenire und Dinge die man alltäglich braucht falls man etwas vergessen hat. Zum Sky Supermarkt ist es aber auch nicht weit, ca 5 Minuten zu Fuß. Die Zimmer sind fast alle ohne Meeresblick, außer die im Rosenhof. Die Zimmer dort sind mit 2 Betten ausgestattet und ca 8 oder 9 Zimmer haben etwas Meeresblick und liegen direkt an der Strandpromenade.Per Strandpromenade geht es schnell ins Innere von Ahlbeck wo es viele Läden zum Shoppen, eine Sparkasse und andere Banken gibt sowie viele Restaurants und Bars. Am Strand von Swinemünde jedoch ist etwas mehr los. Am Meer gibt es Beachclubs mit leckeren Cocktails und Palmen und Hüpfelemente auf dem Wasser sowie auf der Promenade unzählige Fressbuden, Shops und Restaurants.
Meistens gehe ich abends nochmal Inline skaten auf der kilometerlangen Strandpromenade, laufe oder jogge am Strand entlang oder sitze mit Christel, einer älteren Dame aus Auerbach im Vogtland, im Wiener Café und trinke ein Vitamalz.
Manchmal gibt es noch ein paar Vorträge über Krebs vom Chefarzt. Doch da habe ich mich letztens gefragt, ob der eigentlich bezahlt wird für das was er sagt. Die Pharma Industrie will einfach nur Geld machen und nutzt dafür alles was geht, um für deren Produkte und Erklärungen Werbung zu machen.
Leider gibt es hier kein WLAN auf den mehr als 200 Zimmern, deshalb muss ich in einen Aufenthaltsraum gehen wo die Telekom Hotspot Plätze zu horrenden Preisen anbietet. Gott sei dank habe ich eine liebe Freundin die mir mit ihrem Telekom Vertrag den Online Zugang ermöglicht. Meistens werde ich dann gegen 23 Uhr wegen Nachtruhe dort rausgeschmissen.
Hier laufen ziemlich viele komische Leute, die adipös sind, rauchen, einen voll an der Klatsche haben, verwirrt sind, immer nur rummeckern oder traurig sind. Aber eines haben wir alle gemeinsam: wir alle sind krank und hoffen, dass es uns irgendwann wieder besser geht. Wir sehnen uns nach einem Leben, dass wieder harmonisch und gesund verläuft. Dafür kommen wir zur Reha, Kur oder AHB (Anschlussheilbehandlung), weil unser Körper, Geist und unsere Seele nach dieser langen Krankheitsphase endlich wieder vollkommen geheilt werden soll.
Fazit:
Die Reha-Klinik ist ganz ok, jedoch hätte ich mir bis jetzt mehr gewünscht oder mir gewünscht, das mehr auf mich und meine Probleme eingegangen wird. Die Anwendungen sind viel zu kurz und die Leute hier sind auch nicht so recht mein Fall. Diese Klinik hat einen Vertrag mit der Rentenversicherung Mitteldeutschland, Baden-Württemberg und Heringsdorf auf Usedom. Es fühlt sich eher an als wäre ich in einem 3 Sterne Hotel wo Dienstag, Donnerstag und Samstag die Wäsche gewechselt wird, das Buffet jeden Tag fast das gleiche ist, es keine vegane Ernährung gibt und generell Patienten mit Allergien oder Problemen mit Lebensmitteln hier die A-Karte gezogen haben. Die Nähe zum Strand und die Lage auf der Insel reißen diese Defizite jedoch wieder heraus. Mit großen Erwartungen sollte man hier jedoch nicht hinkommen.
************************
Since one week I‘ve been to rehab at the Baltic Sea in the Seebad Ahlbeck. I like it so far, the weather is nice, not too hot, perfect for cycling. Every day I have got to do some exercises and my favourite one is exercising in your free time. It‘s because I can do whatever I want. Apart from that I love water sports and getting a massage for my tensed back.
Some of the patients can do Pilates which I would love to do, too. When I asked my Polish doctor for the Pilates course she said: „Well, why do you want to exercise more? Everyone else here

wants to go to the beach.“ But I‘m not everyone else, I thought. I was the only one during the exercise in the swimming pool so we did what I wanted to do. For that I had to wear gloves which looked like the hands of frogs. Like that it was harder to move the water in front and behind me. Then the therapist asked me if I had worked as a lifeguard before. Well I wish but I used to be in swimming groups when I was younger. Since my childhood I loved swimming and because in the DDR we used to go to the beach a lot I had to learn swimming from an early age. So the therapist asked me if I wanted to do aqua fitness which totally surprised me. „Sure!“ I replied. But the last radiotherapy had to be at least 12 weeks ago because the chlorid water was too aggressive for the radiated skin. During radiotherapy you should be careful with water but if some drops came onto your skin it wasn‘t that bad. Only shower gel and other stuff wasn‘t allowed.
After the exercises in the water I put on my dressing gown and shoes and went down to the beach for a little cool down. The beach here is so wide that everyone has enough space for sunbathing. It‘s not like at the beaches of Scharbeutz or Timmendorf where people are straight next to each other with their towels. A lot of the clinic patients here go to the beach, whether for sunbathing or walking on the beach, or just sitting down on the benches right on the beach watching other people.
In general I have to say that the exercises are quite short with only 20 minutes. As soon as I am into it it‘s already over. The doctors really don‘t go into detail and in my opinion they do not look that well after their patients. There is not much choice of exercises and during some exercises I ask myself why I am doing this. For instance, when I am at this course surrounded by old people who are writing their name with their feet on a towel and after that making a n apple pie with the towel. „What?“ Well yes, that‘s exactly what I thought.

Some of the patients act really weird. Most of the seniors are in a good state like the chick flicks on the table next to us during breakfast and dinner. They think they are in a 5 star hotel and complain that the clinic doesn‘t offer cakes for breakfast or a little afternoon coffee. Looking at the patients though I feel like non of them should really have any of that by the look at their fat bodies. In contrast to that I get extra meals because the doctors are too worried I might loose more weight because of the exercises I‘m doing. And when I‘m loosing weight it‘s harder to build new boobs out of my own fat.
It is not allowed at all to smoke or to drink alcohol but there are some who are doing it. In case they get caught they have to leave the clinic straight away. Rehab programme is from Monday to Saturday but Saturday is only half of the day. To be able to do sports your programme should say it on your personal clinic card but in general I am allowed to do anything I want. Even Nordic Walking, a sport where I don‘t really get the sense of it. It‘s so boring that I even asked the therapist about it and he said „It‘s like skiing…“ And I said: „Well I don‘t go skiing, I go snowboarding.“ I really don‘t like this sport so I missed the course at 7 in the morning and my bed was way too comfortable. And because I couldn‘t sleep the night before it was too early for me to get up anyway.
We rented some bikes on the weekend for 4,50€ per day and drove to Swinemünde which is in Poland. They still have the Polish markets there but the prices are the same as in Germany. The Polish know that the Germans love to go shopping there, especially the Eastern Germans. I am one of them, too, but also a Western German so I am like a Weastie.
Most of the time I go inline skating in the evening at the seafront or I sit in a little café with my friend Christel and I go running or for walks at the beach. Sometimes there are presentations about cancer by the chief doctors and I asked myself if they are paid by the pharma industry for what they are saying. The pharma industry only wants to make money and uses everything they can to advertise their products.
Unfortunately there os no wifi at any of the more than 200 bedrooms so I have to go to a public room with wifi offered by the Telekom but with an enormous price. Thanks to a good friend I can use her account and most of the time I get kicked out of it by 11 pm by one of the clini nurses.
There are many weird people walking around here who are quite obese, who smoke and who have lost the plot, who are quite confused, who are moaning all the time or who are quite unhappy with their situation. But there is one thing we have all in common: we are all sick and we hope that our life will get better one day. We long for a harmonic and healthy life again. And that‘s why we come here to heal our bodies, mind and souls after all that time full of therapies and stress.
Mein freund hatte eine schwierige Ope, wonach er eine Rehe braucht. Ich überlege für ihn ein Abo für Wassergymnastik oder Therapie zu kaufen, damit er nicht nur zuhause sitzt. Danke für die Ideen zur Rehabilitation!
LikeGefällt 1 Person
Liebe Helena, vielen Dank für deine Nachricht. Bei uns in Deutschland gibt es die Möglichkeit bei der Krankenkasse Reha Sport kostenlos zu beantragen. Hast du da schon mal nachgefragt ? Liebe Grüße
LikeLike
Hi Susan,
danke für deinen supertollen Bericht hier. Ich habe Tränen gelacht über deine ehrlichen Sprüche. Fahre demnächst selbst nach Ahlbeck zur AHB wegen Wirbelsäulen OP. Nun bin ich durch dich bestens informiert. Danke nochmal und alles Gute, Christian
LikeGefällt 1 Person
Lieber Christian,
Wie war deine Reha denn?
Alles Liebe
Su
LikeLike
Das enstpricht alles auch meinen Erfahrungen in den meisten Rehakliniken. Die Programmen richten sich nach Personalstand , Aufwand, Kosten und nicht danach, was der Patient eigentlich bräuchte und gerne machen würde. 200 Patienten ist aber eher noch unter dem Durchschnitt. Unfreundliches Personal und nicht wirklich kompetente Ärzte und Physiotherpeuten, sind mir auch vertraut. Man muß vor der Wahl der Wunschklinik genau informieren, vor allem über den Träger der Einrichtung 😉 Die ganzen großen Konzerne, sehen im Vordergrund Gewinnmaximierung und nicht den Patienten. Kleinere Kliniken unter privaten Trägern oder diejenigen direkt von der Rentenversicherung, sind meist ein wenig besser.
Aber Du klingst als machst Du das Beste draus 🙂
Gruß Sue
PS: demnächst ist, in fast fußläufiger Nähe zu Dir, ein cooles Festival 😉
LikeGefällt 1 Person
Ups, das hört sich ja nicht so toll an…. Schade. Die Anwendungen sind glaube ich überall zu kurz, aber so ist das System… Trotzdem nicht verzagen, das Beste draus machen 😃 Gruss, Deine Christine! 😉
LikeGefällt 1 Person