…wenn ich etwas erzähle, von etwas berichte oder etwas sagen möchte. Wörter sind einfach ausgelöscht, existieren nicht mehr in meinem Gehirn, auch wenn ich pausenlos versuche sie abzurufen. Als wäre ein Pfad auf der Festplatte gelöscht worden. Das Chemohirn. Anfangs dachte ich „ach quatsch, das wird mich nicht betreffen“, aber dann wurde es immer schlimmer. Während der Chemo, 6 Monate lang, war es nicht aufzuhalten und zu spüren an allen Ecken und Enden. Mein Freund meinte irgendwann, dass er merkt, wie ich nicht mehr kognitiv denken kann. Das was vor einigen Minuten im Radio oder Fernsehen kam, konnte ich nicht mehr wiedergeben. Zu viele Informationen für mein Gehirn. Ich war auch nicht mehr dazu imstande Dinge miteinander zu verknüpfen. Es belastete mich schon, da ich ein Mensch bin, der viel Wert auf Sprache legt und sogar Sprachen studiert hatte. Ich habe das Gefühl ich drücke mich aus als hätte ich keine gute Bildung genießen können. Dauernd fehlen mir die einfachsten Wörter. Es ist wohl normal sagten die Ärzte mir und würde irgendwann wieder zurückkommen. Aber was wenn nicht? Wie eine Oberärztin zu mir am Anfang der Therapie meinte:
Sie werden nie wieder so sein wie sie jetzt sind. Die 100% die ihr Körper nun zur Verfügung hat, wird er nie mehr erreichen.
Das war hart. Aber ich wollte es nicht glauben und versorgte mich mit Kreuzworträtselheften, schaue Dokumentationen, lese, habe angefangen mit häkeln und versuche kleine Dinge zu tun an die ich mich immer wieder erinnern muss. Kleine gelbe Zettel gehören jetzt zum täglichen Inventar. Ohne die könnte ich mir gar nix mehr merken. Wie lange es dauert bis alle Erinnerungen wieder da sind? Das weiß ich nicht. Und deshalb schaffe ich mir immer mehr neue Erinnerungen für die alten die nun verloren gegangen sind. Und nein ich gebe nicht auf, die 100% die ich vorher hatte reichen mir nicht mehr, ich will 110%