
Zum vierten Mal wurde die Hamburger Alster pink und mehr als 200 Menschen paddelten im Namen des Brustkrebses über die Alster. Auch ich war einer von ihnen.

Da ich selbst sehr gern mit meinem Stand up Paddle auf dem Wasser unterwegs bin und ich mich für das Thema Brustkrebs engagiere, war dies ein richtig gutes Event wo ich unbedingt teilnehmen wollte. Trotz des Regens der immer mal auf uns einprasselte ließ ich mich nicht stoppen.
Sport kann die Lebensstilfaktoren positiv beeinflussen. Das Risiko der Gesamtsterblichkeit wird um bis zu 48% reduziert sowie der Brustkrebssterblichkeit um bis zu 24%. Wenn ich dadurch eine Chance habe, dass es mir länger besser geht, dann will ich diese nutzen.

Auf dem Wasser zu sein bedeutet für mich in der Natur zu sein, fernab von Media, toxischen Menschen und Dingen die der Mensch nicht braucht. Diese Ruhe auf dem Wasser und die Bewegungen mit meinem Paddel lassen mich oft alles um mich herum vergessen. Sogar meine Tumorschmerzen die ich im unteren Rückenbereich manchmal habe.
Angezogen mit einer pinken Badeshorts, einem hellrosanen Yogaoberteil und meinem SUP düste ich los. Eine Freundin war bereits an der Meenkwiese vor Ort, da sie das Event unterstützte. Ihre Freundin verstarb bereits Ende 2017 an Brustkrebs. Die Ärzte hatten sie nicht ernst genommen. Auch wieder einer dieser Gründe warum auf das Thema aufmerksam gemacht werden sollte. Auch wenn man noch jung ist, kann jeder Brustkrebs oder Krebs bekommen.
Das Event wird von der PR Agentur Hesse und Kellermann zum 4. Mal organisiert. Ein gemeinnütziger Zweck der Menschen zusammen bringt und für Aufmerksamkeit sorgen soll. Witzig, als ich heute auf einem Instagram Post der Bild Zeitung las „Ich check den Sinn nicht ganz“ oder „Bald paddeln sie noch für den Durchfall den manche haben“ oder gut war auch „Und dann verschwindet der Krebs? Macht euch lieber kundig zu Methadon.“ Wer Methadon kennt der weiß, dass es nur ein Stimmunsaufheller ist. Aber darüber kann sich jeder selbst ein Bild machen.
Nicht jede Frau geht zur Vorsorge, noch weniger gehen im jungen Alter zur Brustkrebsvorsorge. Ob der ein oder andere dadurch den Sinn besser verstehen würde? Man weiß es nicht.
Auf mich wartete Peter Wenig, ein Redakteur des Hamburger Abendblatts. Wir hatten bereits ein Telefonat am Freitag gehabt. Das Hamburger Abendblatt wollte gern über eine Patientin und ihre Geschichte in Verbindung mit dem Event sprechen. Und wie es der Tag so wollte, wurde ich ausgelost. Die einen denken ich sei öffentlichkeitsgeil, die anderen sagen ich möchte berühmt werden. Ich sage „Ich bekam Brustkrebs mit 31 und hab vorher noch nie was davon gehört, dass ich auch in so jungen Jahren Krebs bekommen könnte…“ Vielleicht hätte mir dann diese Hamburg wird pink Awareness Kampagne geholfen, meine Busenfreunde mehr zu kontrollieren. Vielleicht wäre ich dann schon viel früher zum Arzt gegangen, vielleicht wäre dann der Krebs nicht schon weiter gekrochen. Aber was nützt mir das vielleicht jetzt, wenn ich einfach mich jetzt mit der Situation befassen muss und einfach das beste draus mache. So wie jeden Tag.
Erst heute sagte jemand zu mir „Du wirst nie mehr gesund, was heißt das für dich?“ Und dann denke ich mir „Was soll ich mir jetzt darüber Gedanken machen was in 5, 10 oder 20 Jahren sein wird? Dann würde ich diesen jetzigen Moment wo es mir noch gut geht nicht mehr genießen können und mir die schöne Zeit die ich jetzt noch habe kaputt machen.“
Der Redakteur Peter machte noch ein Foto von mir. Ich sah total grauenvoll müde aus, meine geflochtenen Haare durch den Regen platt gelegen. Wir fuhren ca 4km über die Alster, die einen mit einer Musikbox, die anderen mit einem Hund auf dem SUP. Immer dabei die DLRG und zum ersten Mal auch ein Alsterdampfer. Hamburg vom Wasser aus kennenzulernen ist eine schöne Art seine Heimat zu erkunden.
Ein Paddler neben mir war etwas wackelig unterwegs. Die Beine standen zu eng beieinander, das Paddel war zu lang eingestellt. Also düste ich rüber und verhalf ihm zu einer besseren Postion auf dem Brett. Die Beine mehr auseinandersetzend, das Paddel länger einstellen. Ich verhalf ihm und wusste dabei nicht, dass er Pharmazeut war, er Chemotherapie und die Immuntherapie für uns Patienten entwickelte. Auch er wollte ein Zeichen setzen. Gemeinsam schaffen wir mehr, eine Hand wäscht die andere.
Zufrieden kam ich am Ende an und steigt aus, unterhielt mich noch mit dem ein oder anderen, machte Fotos vor der Fotowand, packte mein SUP und verschwand Richtung Auto.



Es sind diese Momente wo ich mich normal fühle, wo ich einfach so akzeptiert werde wie ich bin, wo keiner davor zurückschreckt, wenn ich sage „ja ich habe Krebs, aber es geht mir gut.“ Die Momente an denen ich auf meinem SUP in pink stehe und mich freue etwas gutes zu tun. Denn auch wenn ich es nicht schaffen sollte, so kann ich evtl dadurch anderen etwas mitgeben, dass es ihnen besser gehen wird.
Als ich heute morgen dann zum Supermarkt fuhr und das Hamburger Abendblatt in die Hand nahm, schaute ich erst auf die Titelseite wo auf der linken unteren Seite in der Rubrik „Menschlich gesehen“ mein Foto mit einem Text stand. Ich war so überwältigt, dass ich es kaum glauben konnte. Erst später begriff ich, dass der Text auf Seite 11 weiterging. So allmählich begriff ich was da passiert war, wer ich bin und was es mit mir macht. Einerseits bin ich traurig, dass ich dieses krebskranke Mädchen bin, auf der anderen Seite macht es mich mächtig stolz zu wissen, dass ich diese starke Frau bin, die versucht ein Vorbild für andere zu sein und tagtäglich gegen den Krebs kämpft und vorerst auf der Gewinnerseite ist. Es ist nicht immer einfach, aber es ist einen Versuch wert zu überleben.


Ein toller Beitrag liebe Su. Bei so einer Veranstaltung wäre ich auch gerne mal dabei. Vielleicht schaffe ich es nächstes Jahr. ☺️
Die Bild ist eben die BILD. Absolut lächerlich was da gedruckt wird… #kopfschüttel
LikeGefällt 1 Person
Komm das nächste mal vorbei 😘
LikeLike
ich bin erschrocken, was da unter dem Post bei der Bild stand – emphatie- und geschmackloser geht es kaum. LG
LikeGefällt 2 Personen
So ging es mir auch. Unmöglich …
LikeGefällt 2 Personen
habe die Bild angeschrieben und um Löschung der Kommentare gebeten – das ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Betroffenen.
LikeGefällt 2 Personen
Da bin ich ganz deiner Meinung. Unmöglich!!!
LikeGefällt 2 Personen
🙂 Wir kennen uns zwar nicht, aber ich bin stolz auf dich und das was du tust!
LikeGefällt 1 Person