Frieden schließen mit dem Lymphödem – mit Paulina Paulette

„Hast du abgenommen?“, werde ich anerkennend gefragt. „Ja. 3 Kilo“, sage ich „…seit gestern.“
Umgehend werde ich gefragt, wie.  

Das wüsste ich auch gern. Mein Lip-Lymphödem und ich mussten uns erst aneinander gewöhnen.
Allem voran musste ich meinem Körper den Frieden anbieten und es verstehen, warum und wann gewisse Körperbereiche anschwellen wie ein Luftballon und was dazu führt, dass ich nahezu normal aussehe. Die Akzeptanz war ein Baustein dieser Erkenntnis. 

Das mit der Akzeptanz ist oft leicht gesagt und mit einer Erkrankung ist Veränderung auch irgendwie anders.
Ich habe natürlich auch Falten, oder Schwangerschaftsstreifen aus einem Leben vor dem Krebs und auch ein paar Glückskilos mehr auf den Rippen. Aber das zu akzeptieren fiel mir deutlich leichter. 

Zurück zum Lymphödem.
Ich habe es lange gesehen und doch nichts getan. Direkt nach den langen Therapiewegen, den unzähligen Baustellen und den Operationen war ich therapiemüde geworden und Praxen habe ich zwar aufgesucht, aber nur, wenn es unumgänglich war.
Der latente Geruch von Desinfektionsmitteln, der mir lange eine Sicherheit gegeben hat: ich konnte ihn nicht mehr ertragen. Ich brauchte Abstand.
Und dieser Abstand war wichtig, weil es mir gelungen ist, nachhaltig und langfristig an meine Gesundheit zu denken und sich die Unsicherheit und mein Körperverhalten und –vertrauen verändert haben.
Ich fing an mich selbst zu beobachten, meinen Körper und seine Reaktionen. Erst einmal völlig wertfrei.

Ich sah, dass er sich verändert hatte. Ich bekam andere Proportionen, meine Haut sah anders aus, mein Gewebe reagierte anders auf Bewegungen, Belastungen, Temperatur.
Aus diesen wertfreien Veränderungen schloss ich Bedürfnisse und schließlich stand ich doch in einer Phlebologischen Praxis, um meinem Lymph-Lipödem einen Namen zu geben- und um meine Lebensqualität und dem Umgang mit mir selbst zu verbessern. 

Mein Lip-Lymphödem ist kein Klassiker aus dem Lehrbuch. Er taucht nur bedingt in meinen Extremitäten auf. Meine Beschwerden liegen im Brustbereich, im hinteren oberen Rücken, im Gesicht und im Genitalbereich.
In den Armen und Beinen und Po dominiert das durch die Krebsbehandlung ausgelöste Lipödem- also eine Fettverteilungsstörung.

Diese extremen Ödeme können zu einem erhöhten Druck auf die Venen führen, weshalb es keineswegs so harmlos zu sehen ist, wie es viele tun. Besonders das Lymphsystem ist ein Teil unseres Immunsystems, dessen Störung auch andere Krankheiten begünstigen kann.
Es ist also keinesfalls lediglich eine „optische“ Erkrankung, sondern eine langfristig ernstzunehmende.

Seinem Lymphödem den Frieden anzubieten bedeutet auch, es kennenzulernen und in seinen Alltag zu integrieren und es gibt Dinge, mit denen kann ich mich arrangieren- und andere Dinge nicht.
Zu einer Therapie gehört das Tragen einer Kompression und manuelle Lymphdrainage.
Außerdem gibt es Speisen, die mein Lymphödem begünstigen, oder eben verbessern. 

Ich habe meinen Weg gefunden, und fühle mich wohl dabei mich ein bisschen auszuprobieren.
Ich müsste beispielsweise eine Ganzkörperkompression tragen.
Etwas, von dem ich weiß, dass es mein Wohlbefinden einschränkt und deshalb tue ich es nicht.
Also trage ich eine sehr hochgeschnittene Kompressionshose mit einem Papilotteneinsatz und gehe zur Lymphdrainage und zusätzlich regelmäßig schwimmen und führe Selbstdrainagen aus. 

Ich trinke viel, ich halte meine Lymphe in Schwung (Bewegung, aber keine Überlastung), ich halte meine Haut weich und elastisch (Hautpflege!)- und das Allerwichtigste: 

Ich denke nicht allzu oft daran. 

Das Gute ist, dass der Bereich der Lymphmedizin deutlich größer ist, als wir annehmen.
Ich liebe es, mir Inspiration von anderen zu holen, auszuprobieren, und im Besten Fall festzustellen, dass es mir hilft.
Ich bleibe dran, pragmatisch und fröhlich und lasse mich von einer Schwellung (und vom Schmerz) nicht runterziehen.
Besonders nicht, wenn sie durch etwas ausgelöst wurde, das zwar meinem Oberarm nicht gefiel, dafür aber meiner Seele.
Und mit kleinen Rückschlägen umzugehen ist ja auch irgendwie ein Teil der Akzeptanz.

Liebe Grüße, 

Paula 

Vielleicht habt ihr ja Lust mich mal auf Instagram zu besuchen? Ich würde mich sehr freuen. 

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Empfohlene Links zum Thema Lip/Lymphödem: 

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Schau mal rein in weitere tolle Beiträge von Paulina wie Sexualität und Krebs


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