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Ein Leben mit Brustkrebs war für mich immer unvorstellbar, ein Leben mit Metastasen umso mehr. 2014 konnte ich mir nicht vorstellen, dass es möglich ist mit Metastasen zu leben. Heute weiß ich, dass es möglich ist. Es ist nicht immer einfach, oft wie das Meer voller Wellen die über einem einbrechen, und dann doch wieder ein schöner Tag am Meer voller Sonnenschein und leichtem Wind der einem über die Haut fährt.
In den Jahren habe ich gelernt, wie wichtig es ist ein gutes Netzwerk zu haben auf das ich zurückgreifen kann. Zu diesem Netzwerk gehören
- Ärzte für meine medizinische Beratung. Es ist vollkommen in Ordnung Ärzte zu hinterfragen, ihnen Fragen zu stellen und auch eine Zweitmeinung einzuholen. Es geht m dein Wohl und dein Gefühl. Vertrauen schafft Nähe und Sicherheit die du in dieser Ausnahmesituation benötigst.
- Pflegepersonal / Pflege beantragen / Rente beantragen / Sozialverbände nutzen wie den VDK
- Familie die mich auffangen kann und mich versteht. Dein Partner oder deine Familie kann nicht alles allein stemmen. Deshalb ist es wichtig Hilfe anzunehmen.
- Psychotherapeuten/ Psychoonkologen die mich und auch Angehörige unterstützen.
- Komplementärmediziner die Krebs und Komplementärmedizin zu vereinbaren wissen.
- Freunde mit denen ich Zeit verbringe. Am besten draußen sportlich aktiv sein oder manchmal einfach nur quatschen und die Welt um mich herum beobachten. Freunde die nichts mit Krebs zu tun haben und einfach nur über ihr Leben erzählen, über ihre alltäglichen Probleme mit Beruf, Kindern, Partnerschaften.
- Andere Betroffene. Wähle ein paar Personen aus die dir guttun im Austausch. Tausche dich vor Ort persönlich oder telefonisch aus. So kannst du auch für dich abwägen, ob der Kontakt passt oder nicht.
- Isoliere dich nicht. Auch wenn es manchmal schwer fällt und du denkst „keiner versteht mich“ Es tut einfach gut, sich alles mal von der Seele zu reden mit Freunden die dich gleichzeitig in den Arm nehmen. Freunde können sagen „Ich weiß nicht wie du di ch fühlst oder wie es dir ergehen mag, aber ich bin für dich da, auch wenn es “ nur“ eine Umarmung ist. Auch das Umfeld ist in einer Ohnmacht und weiß oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Kuscheln stärkt übrigens das Immunsystem 🙂
- Sport/ Bewegung : baue Sport in deinen Alltag ein. Spazieren, Fahrrad fahren, schwimmen. Egal was du tust oder wie lange es wird deinem Körper ind deiner Psyche besser gehen. Nimm Rehasport in Anspruch oder suche dir einen Sport Verein. Es gibt Sport Vereine die zB Sportgruppen für Krebs Patienten anbieten (Pink Paddler, Hamburg Pinx,…)
- Hobby: finde etwas was dir Spaß macht und dich vom Krebsalltag ablenkt.
- Informationsquellen aus dem Internet: Achte bei deinen Informationsquellen um seriöse Quellen. Dies kannst du herausfinden, indem du nach Quellenangaben schaust und nach deren Aktualität. Es gibt immer wieder neueste Studien die auch die Krebswelt verändern und die aktuellen Ergebnisse zu Behandlungen. Besprich deine gesammelten Informationen mit deinem Arzt oder deiner Vertrauensperson und frage um Rat. Ich schaue immer ins Impressum und informiere mich ausgiebig über die Person die hier Informationen preisgibt.
- Social Media: kann sehr hilfreich sein, denn hier gibt es viele Blogger die aufklären und informieren über bestimmte Krebsarten. Oft ist es sehr müheslig sich alle Informationen zusammen zu sammeln und Blogger übernehmen hier die Arbeit für dich. Mutmacher sind gut, der Austausch auch. Und wenn du nicht gleich an die richtige Ansprechperson gerätst, findest du sicher jemanden der dir hier weiter hilft. Bei Social Media gibt es positive und negative Erfahrungen die dort geteilt werden. Wähle bewusst Kanäle aus die dich ermutigen und nicht runterziehen. Hinterfrage was die Aussagen mit dir machen. Sollte es dir nicht gut damit gehen welche Informationen geteilt werden, so kannst du immer aussteigen. Dein eigenes Wohl geht hier vor. Auf Social Media gibt es seit einigen Jahren den „Todestourismus“. Sobald es einem/r Krebsblogger/ in schlechter geht, gehen die Klicks hoch, die Followerzahlen schnellen in die Höhe, die Aufmerksamkeit steigt. Verstirbt diese Person steigen die Zahlen. Ich empfinde dieses Phänomen als absurd und irgendwie krankhaft. Das wiederum zeigt auch der eigenen Psyche „Geht es dir schlecht, bekommst du Aufmerksamkeit“ Da wir uns alle Aufmerksamkeit wünschen, sagt dein Unterbewusstsein „komm lass es uns schlechter gehen“ Und: Warum sollte man einer Person erst dann folgen, wenn es ihr schlechter geht oder sie gar verstirbt? Ist es wirklich die plötzliche Empathie die wir vorher nicht verspürt haben oder ist es der Autunfall von dem wir nicht ablassen können und immer wieder hinschauen müssen. Wir leiden mit (Mitleid und Mitgefühl). Schau hier was dir gut tut an Austausch. Ich selbst betreibe einen Social Media Kanal und weiß wie schwierig es sein kann. Aus diesem Grund schaue ich kaum bei anderen Kanälen vorbei, denn einige Bilder und Aussagen triggern mich mittlerweile sehr stark, so dass es mir mehr Angst als Mut macht. Dennoch bin ich dankbar, dass ich hier viele Menschen getroffen habe, mit denen ich in den persönlichen Austausch treten durfte. Hier hat jeder ein eigenes Empfinden. Informiere dich über den Kanal und die Personen denen du folgst und frage dich was für Informationen du benötigst. Viele Blogger bieten ihre Unterstützung kostenlos an, andere wiederum betreiben ihren Account kommerziell. Wenn es mal wieder „Rabattcodes“ 🙂 gibt, frage dich, ob du dieses Produkt wirklich benötigst und ob es mit deiner Therapie zusammenpasst. Im Brustkrebs Bereich gibt es unendlich viele Angebote, bei anderen Krebsarten sieht es etwas mau aus und es kann sehr mühselig sein Informationen zu finden. Mithilfe von Hashtags wird es dir erleichtert. Wenn ich Rat benötige nehme ich mittlerweile das Telefon in die Hand und rufe jemanden an der mir gerade in der Situation helfen könnte ohne diese auch noch zu belasten. Auch wenn ich als Blogger meine Unterstützung anbiete, so verkrafte ich es heutzutage nicht mehr, wenn ich Bilder von Operationen zugesendet bekomme oder gar traurige Texte. Ich fühle mit, muss mich aber auch davor schützen nicht zu sehr in die Trauerspirale zu geraten.
- Selbsthilfegruppen bieten dir ein tolles Fachwissen und fangen dich auch mal auf. Es ist nicht der Stuhlkreis wo sich alle gegenseitig bedauern. Es ist vielmehr ein Auffangen und auch mal eine Umarmung die wir nötig haben. Denn Nähe spielt auch eine große Rolle in unserem Leben. Nähe und Berührung ist wichtig und tut der Seele gut.
- Frage dich wieviel Krebs du in deinem Leben haben möchtest. Möchtest du dich täglich darüber austauschen mit Gott und der Welt? Mache dir bewusst was dies für Auswirkungen auf deinen Alltag haben könnten. Oder reicht dir hin und wieder der Austausch und der Rest des Lebens wird schön gestaltet mit Familie oder Freunden, schönen Ausflügen.
- Frage dich was dir Sicherheit in dieser Zeit gibt. Dies können regelmäßige Rituale sein wie sportliche Betätigungen, regelmäßiger Austausch. Was würde deiner Psyche guttun und wieviel möchtest du von deiner Krebsgeschichte teilen, ohne dass du verletzt werden könntest dabei?
- Schreibe ein Tagebuch und fülle dies mit deinen Gefühlen. Du brauchst hier nicht darauf zu achten wie du schreibst. Expressives Schreiben hilft uns Gedanken und Gefühle wieder zu sortieren und lassen uns klarer in den Tag starten. Auch sind es manchmal Gefühle die sich dann in Luft auflösen, weil sie aus unserem Kopf „rausgeschrieben“ sind und nicht mehr exisitieren. Denn sie sind nun im Tagebuch festgehalten.
- Gibt es Dinge die dich aus der Vergangenheit noch belasten und möchtest du diese vielleicht nun verarbeiten? Oft bringt uns eine Diagnose / eine Lebenskrise dazu alles zu hinterfragen. Alte Gefühle aus der Vergangenheit kommen hoch und ähneln sich eventuell denen der Erkrankung.
- „Du musst“: Oft höre ich diese Sätze doch viel lieber würde ich hören „ok was ist das gerade für eine Situation und was macht sie mit dir? Lass uns gemeinsam darüber reden und eine Lösung finden.“
- Welche Möglichkeiten oder Methoden gibt es für dich, um mit Gefühlen wie Ohnmacht oder Einsamkeit umzugehen? Therapeuten, Hypnose, Familienaufstellungen, Yoga, Retreats, der Austausch mit anderen kann dabei helfen alte Muster aufzulösen und dich wieder zu stärken.
- Frage dich wie dein neuer Alltag aussehen könnte, baue Pausen ein für die du dich nicht schämen musst. Baue Stressfaktoren ab und lasse Freude in dein Herz.
- Verlasse dich nicht nur auf Aussagen, frage nicht nach Prognosen, sondern übernimm Verantwortung und nimm aktiv an deiner Genesung teil.
- Wie ist dein Mindset? Eher negativ oder positiv gestimmt? Was könnte dir Kraft geben diesen positiv zu beeinflussen?
Im Großen und Ganzen bedeutet die Diagnose metastasierter Brustkrebs, dass ich noch bewusster lebe, noch bewusster filtere was mir gut tut (denn ich bin nicht mehr so stressresistent wie früher) und was nicht und auch wen ich in mein Leben lasse. Es bedeutet das Leben zu genießen und mich auf Alltag und Normalität zu freuen. Es bedeutet mir selbst Raum zu schaffen und auch anderen den Raum zu geben. Denn nur ich allein schaffe es nicht damit umzugehen. Es bedarf viel Arbeit die mit mehreren viel besser und einfacher zu stemmen ist.
Die Medizin verändert sich zudem so rasant, dass es heute viel mehr Therapieangebote gibt als noch vor 10 Jahren. Auch kann sich der Krebs in den Jahren verändern, so dass eventuell andere Therapien für dich in Frage kommen. Deshalb ist es wichtig, dass bei Veränderungen auch Gewebeproben genommen werden, um die Histologie der Krebsart zu bestimmen.
Ich wünsche dir ein Gutes Gelingen und weiterhin viel Zuversicht!
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